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Dipl.-Ing. Kerntechnik

Brennelemente

Nachdem ich über vier Jahre "Zur See" gefahren war, wurde mir klar, das ich diesen Beruf nicht lebenslang ausüben wollte. Als zukunftsichere Arbeit "An Land" kam eine Ingenieur-Tätigkeit im Kraftwerksbereich in Frage. Kernkraftwerke suchten damals vorzugsweise Schiffsingenieure, die Praktiker waren und Betriebserfahrung hatten. Der Umgang mit radioaktiven Materialien und die komplexe Technik eines Kernkraftwerkes muß jedoch zunächst erlernt werden. Daher entschloß ich mich 1975 zu einem Kerntechnik-Zusatz-Studium an der Hochschule für Technik in Kiel. Nach dem Studium zum Diplomingenieur für Kerntechnik und einer 10-monatigen Seefahrtszeit als 2. Ing. auf der "MS-Europa", folgte eine dreieinhalbjährige Tätigkeit als Turbinen-Ingenieur im Steinkohle-Gas-Kraftwerk Emden bei den Nordwestdeutschen Kraftwerken (NWK). Dann wechselte ich 1980 zum Kernkraftwerk Unterweser (NWK) nach Stadland und war hier 23 Jahre bis zum Ruhestand in der Abteilung NUKLEARE MASCHINENTECHNIK tätig.

 

Das Kraftwerk Emden

Die 4 Kraftwerks-Blöcke mit Maschinenhaus und Schaltanlage

Als ich nach meiner "Seefahrtzeit" 1977 im Kraftwerk Emden als Turbineningenieur anfing, bestand das Kraftwerk aus vier Einzelblöcken und einer Spitzenlast-Gasturbinenanlage. Block 1 und 3 hatten steinkohlebefeuerte Hochdruck-Heißdampf Benson-Kesselanlagen mit einfacher Zwischenüberhitzung. Der Dampf aus den Kesseln wurde auf je eine Hochdruck- und Niederdruck-Kondensationsturbine mit einfacher Zwischenüberhitzung gefahren, die den Generator antrieb. Block 2 war ein auf Erdgasfeuerung umgebauter Kohlekessel mit eigener Turbinen- und Generatoranlage.

Block 4 war ein reiner Erdgasblock mit einer Leistung von 450 MW und Bestand aus einer 50-MW-Gasturbinenanlage und einem nachgeschalteten Hochdruck-Heißdampf-Benson-Kessel mit einfacher Zwischenüberhitzung und einem Dampfdurchsatz von 1050 t/h. Der Damfdruck lag bei 250 bar (überkritischer Druck), die Heißdampftemperatur bei 545 °C. ZÜ-Druck/-Temperatur war 45 bar,545 grd.C. Der Zwangsdurchlaufkessel speiste eine viergehäusige Hochdruck-Heißdampf-Kondensations-Turbine mit einer Leistung von 400 MW. Der Generator hatte eine Spannung von 21000 V.  Der Block 4 hatte einen für 1977 sensationellen Wirkungsgrad von 43 %. Der Erdgasverbrauch bei Vollast lag bei 104000 Kubikmetern pro Stunde.

Die 52 MW-Spitzenlast-Gasturbinenanlage wurde von vier Rolls Royce Flugzeugtriebwerken als Treibgaserzeuger angetrieben, die ihr Heißgas auf eine BBC-Nutzleistungs-Gasturbine fuhren, die mit dem Generator gekuppelt war.

Desweiteren gehörte zum Kraftwerk Emden noch ein 25-MW-Spitzenlast-Gasturbinenkraftwerk in Wiesmoor.

 

Kernkraftwerk Unterweser

Das Kernkraftwerk Unterweser

Im Dezember 1980 verließ ich das Kraftwerk Emden und wechselte zum Kernkraftwerk Unterweser, wo ich dann 23 Jahre bis zur Pensionierung im Jahre 2003 in der NUKLEAREN MASCHINENTECHNIK mit Schwerpunkt: Reaktor, Reaktordruckbehälter-Einbauten, Brennelement-Handhabung/-Reparatur, Brennelement-Lademaschine, sowie Brennelement An-und Abtransport tätig war.

Das Kernkraftwerk Unterweser  hat einen Druckwasserreaktor  mit 193  Brennelementen (16x16-20=236 Brennstäbe/BE), und einem Urangewicht des Reaktorkerns von 102 t. Das Reaktorkühlsystem steht unter einem Druck von 153 bar und hat eine mittlere Kühlmitteltemperatur von 304,6 grd.C. Vier Hauptkühlmittelpumpen (je 8,6 MW) wälzen das Primärkühlmittel um und bringen die thermische Reaktorleistung von 3900 MW zu den vier Dampferzeugern. Die Dampferzeuger produzieren 7592 t Sattdampf/h mit einem Druck von 55 bar und einer Temperatur von 266 grd.C. Der Dampf treibt eine Viergehäusige Sattdampf-Kondensationsturbine mit einer HD-Turbine und drei ND-Turbinen an. Der 1535 MVA-Generator dreht mit 1500 UPM und hat eine Klemmspannung von 27000 Volt. Jährlich erzeugt das KKU ca. 10 Milliarden kwh, was einem durchschnittlichen Bedarf von 3 Millionen Haushalten entspricht. Von der Inbetriebnahme in 1978 bis zum 22. September 2000 hatte das KKU die 200-millionste Megawattstunde erzeugt, die weltweit größte Strommenge, die jemals ein Kraftwerk erzeugt hatte.

 

  1. Reaktordruckbehälter
  2. Umwälzpumpe
  3. Dampferzeuger
  4. Wasserabscheider und Zwischenerhitzer
  5. Turbinensatz
  6. Generator
  7. Transformator
  8. Kondensator
  9. Vorwärmeanlage
  10. Speisewasserpumpe
  11. Kühlwasserreinigung
  12. Kühlwasserpumpe
  13. Kraftschlussbecken
Wasser-Dampf-Kreislauf, Primär-Kreislauf, Fluß-Kühlwasser-System
Der Reaktor-Kern unter Wasser mit den Brennelementen teilentladen.
Reaktor- und Brennelement-Becken geflutet, Dichtschütz gezogen, BE-Lademaschine beim Entladen des Reaktors.